Direkt zum Inhalt springen.
Logo der Bundesnetzagentur

Hinweis: Diese Webseite ist für die von Ihnen genutzte Browser-Version nicht optimiert.

Energiemarkt aktuell

Veränderung im Strommix

Die Energieträgeranteile an der Stromerzeugung in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren verändert.

Die Energieträgeranteile an der Stromerzeugung haben sich in Deutschland über die Jahre verändert. Dies steht auch im Zusammenhang mit der installierten Erzeugungsleistung. Sie gibt die maximal mögliche Leistung einer Anlage an. Aggregiert ergibt sich dann die maximal mögliche Leistung je Energieträger in Deutschland.

Die untenstehende Grafik zeigt, wie sich diese seit 2015 entwickelt hat. Bei den Konventionellen sank sie von 107.288 MW auf 88.507 MW. Bei den Erneuerbaren stieg sie hingegen von 88.763 MW auf 133.846 MW. Mit insgesamt 222.353 MW liegt die gesamte installierte Erzeugungsleistung damit über dem Wert von 2015 (196.051 MW).

Bei den Erneuerbaren erhöhte sich insbesondere die installierte Leistung der Photovoltaikanlagen. Sie stieg von 37.271 MW auf 56.309 MW. Noch deutlicher gestiegen ist die Leistung der Windkraftanlagen: Bei Wind Onshore Anlagen von 37.701 MW auf 55.630 MW und bei Wind Offshore Anlagen von 993 MW auf 7.787 MW.

Veränderungen in den Energieträgeranteilen

Die oben genannten Veränderungen spiegeln sich tendenziell auch in den Energieträgeranteilen an der Gesamterzeugung wider: Machten Windkraftanlagen (On- und Offshore) im ersten Halbjahr 2015 noch 13,5 Prozent an der Gesamterzeugung aus, so waren es 2022 bereits 27,2 Prozent. Bei Photovoltaikanlagen stieg der Anteil von 6,9 Prozent auf 11,5 Prozent. Selbstverständlich sind die erzeugten Strommengen in den einzelnen Jahren stark wetterabhängig. Der langfristige Trend ist jedoch eindeutig.

Vergleicht man die realisierte Erzeugung Deutschlands im ersten Halbjahr 2022 mit dem Vorjahreshalbjahr, so zeigt sich, dass die Erzeugung durch Kernenergie nun um 50,7 Prozent sank. Grund dafür ist die gesetzlich festgelegte Abschaltung von Kernkraftwerken. Deren installierte Erzeugungsleistung verringerte sich in diesem Zuge um 4,1 GW.

Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr stieg die Stromerzeugung durch Braunkohle um 7,5 Prozent und die durch Steinkohle um 41,8 Prozent. Die Erzeugung durch Erdgas hingegen lag 13,5 Prozent unter dem Vergleichswert.
Insgesamt ging die Stromerzeugung durch konventionelle Kraftwerke um 6,3 Prozent zurück. Die Einspeisungen der Erneuerbaren lagen im gleichen Zeitraum 11,3 Prozent über dem Vorjahreswert.

Verstromung von Erdgas geringer als in den Vorjahren

Im ersten Halbjahr 2022 wurden 25.874 GWh Strom durch Erdgaskraftwerke erzeugt. Ihr Anteil an der Gesamterzeugung betrug 10,1 Prozent. Damit liegt die Erzeugung durch Erdgas unter den Werten der ersten Halbjahre 2020 und 2021.

Neben der Konkurrenz durch erneuerbare Energien und durch andere Konventionelle, insbesondere Kohlekraftwerke, sind dabei folgende Aspekte zu beachten:

Auch bei der Erzeugung von Prozess- und Fernwärme wird Erdgas eingesetzt. Dabei wird oft aus technischen Gründen parallel zur Wärmeerzeugung Strom produziert. Aus Betreibersicht ist nachvollziehbar, dass KWK-Anlagen (KWK = Kraft-Wärme-Kopplung) ihre Stromproduktion aufrechterhalten, wenn sie dafür verantwortlich sind, Wärme in ein städtisches oder industrielles Wärmenetz einzuspeisen und die Wärmeproduktion noch nicht von der Stromproduktion entkoppelt werden kann, oder dies mit höheren Kosten für den Betreiber verbunden ist. Es bedarf daher eigener Anstrengungen, Erdgas bei der Wärmeproduktion durch andere Energieträger zu ersetzen.

Ein weiterer Grund für den Einsatz von Gaskraftwerken ist deren Flexibilität. Sie herunter- und wieder hochzufahren ist im Vergleich zu Kohle- und Kernkraftwerken in einer deutlich kürzeren Zeit möglich. Das bietet insbesondere Vorteile, wenn kurzfristig eine höhere Stromnachfrage bedient werden muss. Hilfreich und teilweise unentbehrlich sind Gaskraftwerke auch für die Netzentlastung (Redispatch) und zur Frequenzsicherung (Regelenergie). Die hohe Flexibilität zeigt sich in den Einspeisezeitreihen der Gaskraftwerke.

Zudem führten langfristige Gasbezugsverträge, bei denen die Verwendung des Gases an die Verfeuerung in Gaskraftwerken gebunden war, oder bei Nichtabnahme das Gas trotzdem bezahlt werden musste, zu ökonomischen Anreizen, Gas zur Stromproduktion einzusetzen. Durch Änderungen im Energiewirtschaftsgesetz wurde diese Zweckbindung aufgehoben, wodurch nun auch eine Nutzung des Gases zur Einspeicherung möglich ist.

Gesamteuropäischer Strommarkt

Durch das sogenannte Market Coupling sind die Strommärkte der beteiligten Länder miteinander verknüpft. Angebot und Nachfrage bilden ein gesamteuropäisches Zusammenspiel. Strom wird im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist. Deutschland und die anderen europäischen Länder können so wechselseitig von den jeweils günstigsten Erzeugungsbedingungen profitieren. Die Großhandelsstrompreise und der Handel sind das Ergebnis dieses Zusammenspiels. Bei den Erzeugungsbedingungen spielt nicht nur die Verfügbarkeit von Brennstoffen, sondern auch die der Kraftwerke eine Rolle. Stehen kurzfristig, beispielsweise wegen eines technischen Defekts oder einer Wartung, Kraftwerke nicht zur Verfügung, beeinflusst dies die Erzeugungsbedingungen auch in den Nachbarländern. In Frankreich stehen derzeit mehrere Kernkraftwerke aufgrund von Wartungs- und Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung. Insgesamt war die Stromerzeugung Frankreichs in diesem Halbjahr um 11,2 Prozent geringer. 

In der Folge exportierte Deutschland deutlich mehr Strom nach Frankreich: Betrug der Nettoexport nach Frankreich im ersten Halbjahr 2021 noch 2.205 GWh, so waren es in diesem bereits 8.017 GWh, also mehr als drei Mal so viel. Für den dadurch höheren Strombedarf wurden auch Gaskraftwerke eingesetzt, welche trotz der aktuell hohen Gaspreise rentabel waren.

Auch der Nettoexport in andere Länder lag im ersten Halbjahr dieses Jahres höher. Beispiels-weise stieg der Nettoexport nach Belgien von 236 GWh auf 957 GWh, der in die Schweiz von 1.573 GWh auf 2.942 GWh und der nach Tschechien von 898 GWh auf 1.439 GWh. Im Handel mit den Niederlanden hatte es im Vorjahreshalbjahr noch einen Nettoimport Deutschlands in Höhe von 691 GWh gegeben. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres exportierte Deutschland netto jedoch 655 GWh in die Niederlande.

Insgesamt betrug der Nettoexport Deutschlands in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 15.759 GWh und lag damit 91,7 Prozent höher als im Vorjahreshalbjahr (8.222 GWh).

Gründe für die Entwicklungen im Stromhandel mit diesen und anderen Ländern finden sich in den Quartalsartikeln unter Strommarkt aktuell.

Link