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Der Strommarkt im 2. Quartal 2022

Höchstwerte bei PV-Einspeisung

11.07.2022 – Der Stromverbrauch war im zweiten Quartal um 3,7 Prozent und die gesamte Stromerzeugung um 1,0 Prozent geringer als im Vorjahresquartal. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis betrug 186,98 Euro/MWh und Deutschland war Nettoexporteur.

Erneuerbare und Konventionelle bei der Stromerzeugung gleichauf

Insgesamt betrug der Stromverbrauch (die Netzlast) im zweiten Quartal 2022 116,3 TWh und lag 3,7 Prozent unter dem Wert des Vergleichsquartals 2021 (120,8 TWh).

Die gesamte Stromerzeugung war im Vergleich zum Vorjahresquartal 1,0 Prozent geringer. Insgesamt waren die Einspeisungen durch Erneuerbare um 2,7 Prozent höher und die durch Konventionelle um 4,4 Prozent geringer. Der Anteil Erneuerbarer an der Gesamterzeugung betrug von April bis Juni 49,1 Prozent. Im 2. Quartal 2021 lag dieser Anteil bei 47,3 Prozent. Der Anteil Konventioneller ging von 52,7 auf 50,9 Prozent zurück.

Neue Höchstwerte bei der Photovoltaikeinspeisung

Bei der Erzeugung durch Erneuerbare machten Photovoltaikanlagen in diesem Quartal den größten Anteil (17,4%) aus. Ihr Anteil war damit um 2,0 Prozentpunkte höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In diesem Quartal ergaben sich bei der Photovoltaikeinspeisung mehrere neue Höchstwerte: So wurde zum einen am 15. Juni mit 324,0 GWh die bislang höchste Einspeisung innerhalb eines Tages verzeichnet. Zum anderen gab es im Juni mit insgesamt 7.734,2 GWh die höchste Einspeisung innerhalb eines Monats. Außerdem war die Einspeisung durch Photovoltaikanlagen noch in keinem Quartal so hoch wie im zweiten Quartal 2022 (20.685,6 GWh).

Unter den Erneuerbaren trugen in diesem Quartal Wind-Onshore-Anlagen mit 17,0 Prozent den zweitgrößten Anteil an der Gesamterzeugung  bei, gefolgt von Biomasse mit 7,7 Prozent, Wind-Offshore-Anlagen mit 3,8 Prozent, Wasserkraft mit 2,9 Prozent  und sonstige Erneuerbare mit 0,2 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresquartal haben sich diese Verhältnisse kaum verändert.

Förderliche Wetterbedingungen gab es für Windkraftanlagen insbesondere Anfang April. Der Verlauf der Stromerzeugung zeigt, dass nach dem zu Quartalsbeginn stürmischen Wetter die Einspeisungen durch Photovoltaikanlagen zunahmen. Dazu trug insbesondere das sonnenscheinreiche Wetter im Mai und insbesondere Juni bei, im Zuge dessen sich die oben genannten Höchstwerte ergaben.

Betrachtet man den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch innerhalb eines Tages, so lag der höchste Anteil mit 87,5 Prozent am Samstag, den 28. Mai, vor. An diesem Tag traf eine Erzeugung durch Erneuerbare in Höhe von 970,6 GWh auf einen Stromverbrauch (eine Netzlast) in Höhe von 1.109,5 GWh. Von 09.45 bis 17.00 Uhr konnte die Netzlast durchgehend durch die Einspeisung Erneuerbarer gedeckt werden. Ähnlich lange Zeiträume zeigten sich beispielsweise auch am 21. Mai sowie am 6. Juni. Nicht benötigte Energie wurde in diesen Zeiträumen unter anderem dafür genutzt, Pumpspeicher zu füllen. Dies zeigt sich in der untenstehenden Grafik.

Bei den Konventionellen machte Braunkohle mit 21,6 Prozent (Vorjahresquartal: 17,4%) den größten Anteil an der Gesamterzeugung aus. Er stieg somit um 4,2 Prozentpunkte. Den zweitgrößten Anteil bildete Erdgas mit 9,9 Prozent (Vgl. Vorjahresquartal: -0,5 Prozentpunkte), gefolgt von Steinkohle mit 9,3 Prozent (+1,8 Prozentpunkte). Kernenergie machte 6,1 Prozent an der Gesamterzeugung aus. Ihr Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal (12,8%) mehr als halbiert. Die Erzeugung durch Pumpspeicher leistete einen Anteil von 2,0 Prozent (+0,2 Prozentpunkte), genau wie die durch sonstige Konventionelle (-0,8 Prozentpunkte).

Grund für die im Vergleich zum Vorjahr geringere konventionelle Erzeugung ist auch die gesetzlich festgelegte Abschaltung von Kernkraft-, Braun- und Steinkohlekraftwerken Ende 2021. Die installierte Erzeugungsleistung der Kernkraftwerke reduzierte sich in diesem Zuge um 4,1 GW und die der Kohlekraftwerke um 2,5 GW.

Großhandelsstrompreise höher als im Vorjahresquartal

Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine sind die Preise auf den Großhandelsmärkten für Strom, Gas und Kohle nochmals sehr deutlich angestiegen, sehr volatil und von der Entwicklung der Ukraine-Krise abhängig. Lageberichte zur Gasversorgung in Deutschland veröffentlicht die Bundesnetzagentur täglich auf dieser Bereichsseite.

In den vergangenen drei Monaten betrug der durchschnittliche Großhandelsstrompreis in Deutschland 186,98 Euro/MWh und lag damit dreimal höher als der Wert im Vorjahresquartal (60,27 Euro/MWh). Die höheren Preise liegen hauptsächlich in den seit der zweiten Jahreshälfte 2021 angestiegenen Erdgaspreisen begründet. Erdgaskraftwerke setzen in vielen Stunden im europäischen Stromgroßhandel den Preis. Zudem hatte es im Vorjahresquartal deutlich häufiger negative Großhandelspreise gegeben, was den Durchschnittspreis entsprechend minderte.

Der höchste Preis trat mit 500,00 Euro/MWh am Montag, den 20. Juni, zwischen 08.00 und 09.00 Uhr auf. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis der Anrainerstaaten betrug in dieser Stunde 410,54 Euro/MWh.
In Deutschland machte in diesem Zeitraum die konventionelle Erzeugung mit 35,9 GWh einen großen Anteil am Stromverbrauch (61,5 GWh) aus. Etwa 27,7 GWh wurden durch Kohle- und Erdgaskraftwerke eingespeist, was zu den hohen Preisen in dieser Stunde beitrug.

Zum geringsten Preis kam es am Samstag, den 28. Mai, mit -13,85 Euro/MWh. Zwischen 13.00 und 14.00 Uhr überstieg die Einspeisung Erneuerbarer mit 52,1 GWh den Stromverbrauch in Höhe von 50,4 GWh. Der durchschnittliche Preis der Anrainerstaaten lag in diesem Zeitraum bei 41,91 Euro/MWh.

Day-Ahead Großhandelsstrompreis in Deutschland

2. Quartal 2022

2. Quartal 2021

Durchschnitt [Euro/MWh]

186,98

60,27

Minimum [Euro/MWh]

-13,85

-69,00

Maximum [Euro/MWh]

500,00

139,72

Anzahl Stunden negativer Preise

24

69

Mit 187,14 Euro/MWh lag der Durchschnittspreis der Anrainerstaaten in diesem Quartal leicht über dem durchschnittlichen deutschen Preis (186,98 Euro/MWh).

Nettoexport im kommerziellen Außenhandel

Insgesamt exportierte Deutschland im 2. Quartal 2022 3.644,1 GWh mehr Strom als es importierte und war somit Nettoexporteur.

Abnehmerländer des Stroms aus Deutschland waren:
•    Österreich mit 3.126,6 GWh (2. Quartal 2021: 2.636,2 GWh)
•    Frankreich mit 1.937,8 GWh (2. Quartal 2021: 336,5 GWh)
•    Schweiz mit 1.653,2 GWh (2. Quartal 2021 Nettoimport: 264,6 GWh)
•    Luxemburg mit 931,6 GWh (2. Quartal 2021: 936,2 GWh)
•    Tschechien mit 861,7 GWh (2. Quartal 2021: 1.037,4 GWh)
•    Belgien mit 36,0 GWh (2. Quartal 2021: 58,9 GWh)

Nettoimporteur war Deutschland gegenüber:
•    Dänemark 1 mit 1.470,7 GWh (2. Quartal 2021: 1.617,8 GWh)
•    Norwegen mit 1.083,5 GWh (2. Quartal 2021: 1.050 GWh)
•    Schweden mit 684,7 GWh (2. Quartal 2021: 539,6 GWh)
•    Dänemark 2 mit 647,4 GWh (2. Quartal 2021: 426,4 GWh)
•    Polen mit 588,1 GWh (2. Quartal 2021: 53,7 GWh)
•    Niederlande mit 428,2 GWh (2. Quartal 2021: 199,2 GWh)

Der im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 mehr als fünf Mal so hohe Nettoexport nach Frankreich lässt sich insbesondere auf die dortigen Nichtverfügbarkeiten von Kraftwerken zurückführen. Wie bereits im ersten Quartal dieses Jahres, waren mehrere Kernkraftwerke aufgrund von Wartungs- und Sanierungsarbeiten nicht verfügbar. Die gesamte Stromerzeugung Frankreichs lag mehr als 17 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals (Quelle: ENTSO-E).
Bei einem dortigen Durchschnittspreis von 225,99 Euro/MWh war es für Frankreich lohnend, Strom aus anderen Ländern zu importieren.

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