Direkt zum Inhalt springen.
Logo der Bundesnetzagentur

Hinweis: Diese Webseite ist für die von Ihnen genutzte Browser-Version nicht optimiert.

Redispatch mit EE-Anlagen

Anstieg der Verursachung im Verteilernetz

28.11.2025 - Die monatlichen Datenmeldungen der Netzbetreiber zum Engpassmanagement in Deutschland zeigen einen deutlichen Anstieg der Verursachung von Redispatch-Maßnahmen mit EE-Anlagen in den Verteilernetzen.

Im zweiten Quartal 2025 wurden Redispatch-Maßnahmen mit EE-Anlagen im Umfang von insgesamt 2.299 GWh umgesetzt. Davon entfielen 1.121 GWh (49 Prozent) auf Maßnahmen, die auf Netzengpässe im Verteilernetz zurückzuführen sind, während die verbleibenden 1.178 GWh (51 Prozent) im Übertragungsnetz verursacht wurden.

Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2024 belief sich das Gesamtvolumen der EE-Abregelungen auf 2.101 GWh. Davon wurden 29 Prozent im Verteilernetz und 71 Prozent im Übertragungsnetz verursacht. Im zweiten Quartal 2023 lag das Gesamtvolumen bei 1.838 GWh, wovon 23 Prozent im Verteilernetz und 77 Prozent im Übertragungsnetz verursacht wurden.

Neben dem Anstieg der im Verteilernetz verursachten Maßnahmen ist gleichzeitig ein Rückgang der im Übertragungsnetz verursachten Maßnahmen zu beobachten.

In den ersten Quartalen (Wintermonate) ist hingegen keine Trendumkehr erkennbar.

Das legt die Vermutung nahe, dass die Ursache für die Verschiebung im Zubau von Photovoltaik-Anlagen und einer mangelnden Ausrichtung der Netze auf diesen Umstand zu suchen sein könnte.

Im Übertragungsnetz verursachte Redispatch-Maßnahmen

Im zweiten Quartal 2025 betrug das Volumen der im Übertragungsnetz verursachten Redispatch-Maßnahmen 1.178 GWh. Davon regelten die ÜNB 677 GWh (57 Prozent) im eigenen Netz ab. Im Vorjahresquartal lag das entsprechende Volumen noch bei 988 GWh (66 Prozent), im zweiten Quartal 2023 bei 1.036 GWh (73 Prozent).

Die im Übertragungsnetz verursachten und im Verteilernetz umgesetzten Redispatch-Maßnahmen beliefen sich auf 465 GWh (43 Prozent). Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2024 waren es 504 GWh (34 Prozent), im zweiten Quartal 2023 388 GWh (27 Prozent).

Damit zeigt sich eine Tendenz: Das im Übertragungsnetz verursachte Volumen der Redispatch-Maßnahmen mit EE-Anlagen nimmt in den Sommermonaten ab. Gleichzeitig wird auch ein größerer Anteil der im Übertragungsnetz verursachten Maßnahmen im zweiten Quartal durch die Verteilernetzbetreiber (VNB) umgesetzt.

Den relativ größten Anteil der im Übertragungsnetz verursachten und von Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) durchgeführten Reduzierungen von EE-Anlagen machten Offshore-Windanlagen aus. Das Volumen dieser Maßnahmen nimmt jedoch im betrachteten Zeitraum kontinuierlich ab: Das Redispatch-Volumen von Offshore-Windanlagen sank von 1.003 GWh im zweiten Quartal 2023 auf 913 GWh im zweiten Quartal 2024 und weiter auf 575 GWh im zweiten Quartal 2025. Auch die im Übertragungsnetz verursachten Abregelungen von Onshore-Windanlagen gingen im Vergleich zum Vorjahr zurück – von 350 GWh auf 225 GWh. Dabei entfielen 79 Prozent der abgeregelten Energiemenge auf Anlagen im Verteilernetz.

Parallel dazu zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Redispatch-Maßnahmen mit Photovoltaik-Anlagen in den Verteilernetzen, verursacht im Übertragungsnetz: von 100 GWh im zweiten Quartal 2023 über 203 GWh im zweiten Quartal 2024 auf 281 GWh im zweiten Quartal 2025.

Im Verteilernetz verursachte Redispatch-Maßnahmen

Im zweiten Quartal 2025 lag das Volumen der im Verteilernetz verursachten und von den VNB durchgeführten Redispatch-Maßnahmen mit EE-Anlagen bei 1.121 GWh. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht dies einem Anstieg um 84 Prozent, gegenüber dem zweiten Quartal 2023 sogar um 170 Prozent (Q2 2024: 608 GWh; Q2 2023: 414 GWh).

Von den Redispatch-Maßnahmen im zweiten Quartal 2025 entfielen rund 802 GWh (72 Prozent) auf die Abregelung von Photovoltaik-Anlagen und 301 GWh (27 Prozent) auf Wind-Onshore-Anlagen. Die übrigen ein Prozent betrafen sonstige EE-Anlagen.

Während die Abregelung von Wind-Onshore-Anlagen relativ moderat zunimmt (Q2 2025: 301 GWh; Q2 2024: 223 GWh; Q2 2023: 170 GWh), verzeichnet die Abregelung von Photovoltaik-Anlagen einen deutlich stärkeren Anstieg: Im zweiten Quartal 2025 lag sie um 112 Prozent höher als im Vorjahresquartal und sogar um 237 Prozent höher als im zweiten Quartal 2023 (Q2 2024: 378 GWh; Q2 2023: 238 GWh).

Diese Entwicklung schlägt sich in einem kontinuierlichen Anstieg des Photovoltaik-Anteils an den im Verteilernetz verursachten Abregelungen durch Netzüberlastungen nieder: Im zweiten Quartal 2025 lag er bei 72 Prozent, im zweiten Quartal 2024 bei 62 Prozent und im zweiten Quartal 2023 bei 57 Prozent.

Bei der geografischen Verteilung der Abregelungen der VNB liegt Bayern im zweiten Quartal 2025 mit 614 GWh deutlich an der Spitze, gefolgt von Brandenburg mit 167 GWh. In Bayern werden damit rund 55 Prozent aller Reduzierungen von EE-Anlagen durchgeführt. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht dies einem Anstieg um 90 Prozent, gegenüber dem zweiten Quartal 2023 sogar um 247 Prozent. Diese Entwicklung verläuft proportional zum starken Zuwachs bei den Abregelungen von Photovoltaik-Anlagen.

Mögliche Gründe für diese Entwicklung

Anstieg bei der Stromerzeugung von Photovoltaik-Anlagen

Im zweiten Quartal 2025 machte die Stromerzeugung aus Photovoltaik-Anlagen mit 29 TWh erzeugtem Strom den größten Anteil aller Energieträger an der deutschen Stromerzeugung aus und übertraf damit den bisherigen Quartalshöchstwert von 24 TWh aus dem Vorjahresquartal nochmals deutlich.

Betrachtet man die Mengen der Abregelungen von Photovoltaik-Anlagen mit denen der tatsächlichen Produktion zeigt sich eine deutliche Korrelation.

Neben dem kontinuierlich fortschreitenden Ausbau der Erzeugungskapazitäten von Photovoltaik-Anlagen (2023: 63 GW; 2024: 77 GW (+22 Prozent); 2025: 86 GW (+12 Prozent)) war vor allem das außergewöhnlich sonnige Wetter der ausschlaggebende Grund für den Anstieg.

Laut Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur sind nahezu alle Photovoltaik-Anlagen in Deutschland an das Verteilernetz angeschlossen; der Anteil der Anlagen im Übertragungsnetz liegt bei deutlich unter einem Prozent. Der anhaltende Zubau verstärkt die Einspeisung in den Verteilernetzen und führt dort zunehmend zu Engpässen. Dies weist darauf hin, dass der Ausbau der Verteilernetze mit dem kontinuierlich wachsenden Anteil der Solarstrom-Einspeisung noch nicht Schritt hält.

Verursachungsschwerpunkt in den Sommermonaten verlagert sich vom Übertragungs- zum Verteilernetz

Laut Angaben der ÜNB führte die im zweiten Quartal 2025 deutlich gestiegene Einspeisung aus Photovoltaik-Anlagen in Kombination mit einem schwachen Windaufkommen zu einer spürbaren Veränderung der Engpasssituation im Stromnetz.

Die hohe Einspeisung aus Photovoltaik-Anlagen begünstigte vermehrt Ost-West-Lastflüsse, auf die Offshore-Windparks nur einen geringen Einfluss haben. Gleichzeitig sorgte das geringe Windaufkommen dafür, dass die typischen Nord-Süd-Lastflüsse weniger stark ausgeprägt waren. In der Folge verringerte sich der Bedarf an Redispatch-Maßnahmen im Übertragungsnetz insgesamt sowie die netztechnische Eignung der Offshore-Windanlagen zur konkreten Engpassentlastung. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 sank das Redispatch-Volumen von Offshore-Windanlagen infolgedessen um 37 Prozent auf 575 GWh.

Da die Offshore-Windanlagen ausschließlich an das Übertragungsnetz angeschlossen sind, ging damit auch das Redispatch-Volumen der ÜNB mit Erneuerbare-Energien-Anlagen zurück. Gleichzeitig erhöhte sich dadurch der relative Anteil der Redispatch-Maßnahmen, die im Verteilernetz  verursacht wurden.

Lesen Sie auch
diese Artikel

Link